England 2013

 

 

 

 

 

Reisetagebuch

 

Flitterwochen 2013

 

 

 

Der Tourplan

 

Etappe 1: Auf zu den Tulpenknickern – Delft in den Niederlanden (02.06.-04.06., 430Km)

 

 

 

Etappe 2: kurzer Abstecher zu den Franzosen – Dunkerque (04.06.-05.06., 290Km)

 

 

 

Etappe 3: Der eigentliche Inselurlaub – Folkestone UK (05.06.-14.06., 120Km)

 

 

 

 

Etappe 4: Leider müssen wir dann auch mal wieder zurück (14.06., 750Km)

 

 

 

 

Sonntag, 02.06.2013

 

Nachdem ich den Samstag nach der Hochzeit aus meinem Kalender wegen unerklärlichem Unwohlsein gestrichen hatte, es war wohl am Freitag etwas Alkohol im Spiel, ist jetzt endlich der Tag, wo unsere Reise losgehen soll.

Nachdem wir unseren Chevy bepackt hatten ging es gegen 10 Uhr auf die Bahn. In aller Ruhe geht es nach Delft (Niederlande), in das Land der Tulpenknicker oder auch zu den Menschen, die aus Wasser Tomaten machen können.

Die Fahrt an sich war sehr ruhig, vor allem ab dem Moment, wo wir die Grenze zu Holland passierten. Irgendwie fährt es sich im Ausland deutlich entspannter als in Deutschland. Auch die Menschen sind viel gelassener, was sich unter anderem auch in den Aktivitäten neben der Autobahn auf den angrenzenden Feldwegen zeigt. Es ist schon interessant, wofür eine Motorhaube eines abgestellten Autos gut sein kann. Aber naja, vielleicht hat das Pärchen auch nur Turnübungen gemacht.

 

Da wir uns viel Zeit gelassen hatten, kamen wir am späteren Nachmittag in dem malerischen Städtchen Delft an. Es ist genauso, wie man sich eine typische holländische Kleinstadt vorstellt. Enge Gassen von Grachten durchzogen, wenige Autos und richtig viele Fietsen. Der Deutschen nennt sowas auch Fahrräder.

Die Lebensfreude und Gelassenheit der Holländer spiegelt sich auch in den liebevollen Details der Strassen, Häuser und Gärten wieder. Und da die Holländer nachgesagter Weise eine Vorliebe für Wohnwagen haben, liegt wohl nichts näher, als sich in einen solchen für die kommenden zwei Tage einzumieten. Aber nicht in einen gewöhnlichen, sondern in einen ausgemusterten und liebevoll hergerichteten Gipsy. Wir sind im Hotel Emauspoort, dessen Besitzer zwei von diesen Wagen auf seinem idyllischen Innenhof zu Verfügung stellt. Die Dinger sind einfach ein Traum aus einer anderen Welt und für die ersten Übernachtung während der Hochzeitsreise ideal.

Trotz alledem nagt langsam der Hunger und wir erkunden zu Fuß die Stadt, nachdem wir uns versichert hatten, dass das Auto in einer überwachten Tiefgarage in unmittelbarer Nähe für kleines Geld untergebracht ist.

Überall in der Stadt stößt man neben vielen historischen Denkmälern, Gebäuden und dem einen oder anderen Käseladen auf die Spuren von Wilhelm von Holland, Jan Vermeer und natürlich auf das Delfter Blauw.

Für den Rest des heutigen Tages erkunden wir nur grob die Stadt und erfreuen uns am sonnig warmen Wetter und da eben der Hunger nagte, kehrten wir zu Fish&Chips bei einer Frittery ein. Dazu trank ich ein Heinecken, was mich wieder wissen lies, dass die Holländer sicherlich viel können, aber Bier brauen gehört nicht dazu.

 

Montag, 03.06.2013

 

Die Sonne bahnt sich ihren Weg durch die kleinen Vorhänge, die versuchen, die kleinen Fenster unseres Gipsy zu verdecken. Einfach nur schön so aufzuwachen.

Nachdem wir uns akrobatisch betätigt hatten, woanders nennt man es duschen in einem extrem kleinen Bad, ging es zu einem sehr reichhaltigen Frühstück mit allerlei Leckereien. Es gab schon morgens Pfannkuchen, Rosinenbrot, Trinkjoghurt, leckeren Käse, Schinken und vieles mehr, alles in einer super Qualität.

Nach diesem ausgiebigen Frühstück besorgten wir uns einen Stadtplan und erkundeten die Stadt Delft mit ihre Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel den wunderschönen Marktplatz mit der Oude Kerk und der Nieuwe Kerk. Wenn man nicht gerade mit dem Fahrrad unterwegs ist, wie die unzähligen Studenten der Stadt und einem die Füße vom Laufen anfangen zu schmerzen, dann greift man auf das nächste Verkehrsmittel zurück. Nein, nicht den Bus sondern ein Boot, mit dem man sich über die Grachten seinen Weg durch die Stadt bahnt oder in unserem Falle bahnen lässt.

Wir haben uns auf diesem Wege die noch nicht selbst entdeckten Sehenswürdigkeiten zeigen lassen. Am Ruder des Bootes ein Student, der alles auf sehr humorvolle Weise erzählt hat. Allerdings sollte er sich das Fahren mit dem Boot nochmal zeigen lassen, wobei man sagen muss, dass wir um 13 Uhr unterwegs wahren und diese Uhrzeit bekanntlich für Studenten noch mitten in der Nacht liegt.

Eine Geschichte fanden wir dabei besonders Skurril. Wenn ein Student graduiert hat, werfen seine Kommilitonen symbolisch für den darauf folgenden neuen Lebensabschnitt das obligatorische Stundenten-Fietse in die Grachten. Und damit die Grachten nicht mit dem Alteisen auf Dauer zugemüllt werden, entfernt die Stadt Delft jedes Jahr ca. 2000 Fahrräder aus den selbigen.

Es gibt in der doch kleinen Altstadt von Delft sehr viel zu sehen, so dass die Beschreibung an dieser Stelle den Rahmen sprengen würde. Die sehr alte Handelsgeschichte spiegelt sich in jedem Winkel wider.

Auch dieser Tag fand dann seinen Abschluss bei Fish&Chips und später noch bei einem gemütlichen Becher Bier vor dem Gipsy.

 

Dienstag, 04.06.2013

 

Hatte ich schon erwähnt, dass die Türen in dem Gipsy sehr niedrig sind? Mein Kopf hat mittlerweile die selbige Bogenform einer solchen Tür. Waren die Menschen früher wirklich so klein?

Wir stärken uns wieder an diesem prächtigen Frühstück und packen ganz sinnig unseren sieben Sachen, um uns auf den Weg nach Dunkerque zu machen. Dem Zwischenstop vor unserem eigentlichen Ziel, nämlich Folkestone in UK.

Damit die Fahrt nicht so eintönig wird, beschließen wir, die Strecke abseits der Autobahn zu fahren und die schöne Gegend von Holland über Belgien nach Frankreich zu genießen. Nebenbei hören wir den Krimi „Ostfriesenblut“ von HP Wolf, in dem Moment irgendwie schöner als Musik.

Wieder am späteren Nachmittag kommen wir in Dukerque an. Die Stadt hat immer noch nichts an Reiz dazu gewonnen, so dass wir uns entschließen, nur noch zu tanken und den riesigen Supermarkt leer zu kaufen. So finden denn Cidre, Käse, Schrimps und Baguette ihren Weg in unser Hotelzimmer, was direkt am Hafen liegt und einen schönen Blick auf das Wasser bietet. „Alarm für Cobra 11“ mit französischer Synchronisation krönt den Abend. Wir wollen ja morgen ausgeschlafen sein, wenn es auf die Insel geht.

 

Mittwoch, 05.06.2013

 

Die Überfahrt nach UK. Mitten in der Nacht um 7 Uhr bimmelt der Wecker. Trotz aller Frühe sind wir ziemlich ausgeschlafen und bereit für neue Erlebnisse. Wir packen unsere Sachen und machen uns auf dem Weg nach Loon-Plage, dem Hafen der Fähren auf die Insel. Nachdem wir die Wirren der französischen Strassenbeschilderungen richtig gedeutet haben und am Check-In angekommen sind, haben wir noch knappe 90 Minuten Zeit, bis die Fähre ablegt. Bis dahin nagen wir schon mal an dem restlichen Baguette vom Vorabend.

Unser Auto im Bauch der riesigen Fähre abgestellt, erkunden wir selbige. Neben Ruhezonen mit Blick durch die Panoramafenster auf das Meer gibt es viele Bars, Restaurants und Shops. Wir entschließen uns, erstmal ein „English Breakfast“ zu uns zu nehmen. Mit allem, also neben den Bohnen auch mit Pilzen, Black Pudding, Spiegelei und den anderen Dingen, die dazu gehören. Der leichte Seegang ermöglichte einigen Passagieren den zweimaligen Genuss des Frühstücks; unbelievable.

In Dover angekommen, begrüßte uns das sonnige Wetter, welches wir für einen kurzen Spaziergang in Sandgate Bay nutzten. Einfach nur schön. Aber sowas macht ja bekanntlich durstig und hungrig. Somit beschlossen wir, einen kurzen Abstecher im Morrisons zu machen, um uns mit Cider, Guinness und diversen anderen Dingen für die nächsten Abende einzudecken.

Hatte ich eigentlich schon die herzliche Begrüßung im Hotel erwähnt? Nach den üblichen Formalitäten wurden wir auf unser Zimmer geführt, welches einer kleinen Suite gleicht. Flur, en-suit-Badezimmer, ein riesiger Wohn-Schlafraum und ein schöner Balkon mit Blick auf den Ärmelkanal. Zur Begrüßung steht ein Blumenstrauss auf dem Tisch mit einer Glückwunschkarte zur Vermählung. Die Karte ist an Mr und Mrs Ingo Hoppe-Blank adressiert; hier ist die Welt noch in Ordnung.

Hendrike räumte die Plünnen ein und ich testete schon mal die Kühlfähigkeit der Kühlbox. Passt. Bei dem schönen Wetter ging es noch mal auf ein paar Meter raus in die Stadt und dann in den Pub auf Burger & Beer. So kann man einen Tag ausklingen lassen.

 

Donnerstag, 06.06.2013

 

Was gibt es schöneres, als morgens vom Rauschen des Meeres geweckt zu werden? Die Sonne bahnt sich ihren weg durch die schweren Vorhänge unserer Fenster und die ersten Möwen sind zu hören. Also auf, duschen und frühstücken.

Lee, unser altbekannter Clerk vom letzten Aufenthalt in diesem Hotel begrüßt uns mal wieder völlig überschwänglich und freut sich, dass wir uns über den Blumenstrauß gefreut haben. Do you enjoy tee or coffee? Scrambled eggs with brown or white toast? Wir fühlen uns gleich wieder wohl.

Nach wenigen Minuten serviert Lee uns, das klassische Hochzeitslied pfeifend, unser Frühstück. Bei so viel Herzlichkeit bekommt man selber sofort gute Laune. Wir starten in den Tag.

Uns ist nach Sonne und Meer. Wir fahren über die typischen britischen Landstraßen nach Broadstairs, einen ca. 50Km entfernten Badeort am östlichsten Zipfel von Kent.

Die Stadt ist so schön, dass sich sogar Charles Dickens hat dazu hinreißen lassen, seinen Roman „David Copperfield“ dort zu schreiben. Auch andere Prominenz, wie z. Bsp. die Königin Victoria haben dort schon ihren Urlaub verbracht.

Wir wandern die Promenade einmal hoch und runter und lassen uns von den doch sehr imposanten Kreidefelsen beeindrucken. Man kann dort wunderbar seine Seele baumeln lassen, was wir auch tun. Wir setzen uns vor eines der unzähligen Badehäuschen und genießen einfach die Sonne und den Strand.

Aber so viel Entspannung macht auch Hunger und der bringt uns direkt wieder zu den besten Fish & Chip im „Star of the Seas“. Ich habe noch nirgendwo anders diese britische Spezialität in einer besseren Qualität genossen.

Die Zeit ging mal wieder wie im Fluge dahin, so dass wir den Heimweg antreten. Man muss dazu sagen, dass man hier in Kent für die Wege mit dem Auto deutlich länger braucht, als wir das aus Deutschland gewohnt sind. Zum einen gibt es hier keine Autobahnen und zum anderen ist das, was wir einen Feldweg nennen schon eine ausgebaute Straße. Man kann sagen, dass man hier in England ungefähr die doppelte Zeit für den Weg braucht.

Wieder im Hotel angekommen, setzen wir uns noch auf zwei Pints in den Biergarten, der zum Hotel gehört und genießen den Sonnenuntergang.

 

Freitag, 07.06.

 

Der Morgen startet genauso schön wie gestern. Lee begrüßt uns wieder überschwänglich und lädt uns gleich mal für Staff-Party am Montag ein. Die Party ist eine Überraschung für einen Mitarbeiter und es soll dort neben Essen und Bier auch eine Drag Queen geben. You know what a drag queen is? Ich grinse Lee nur an und nicke.

Da wir die letzten Tage recht viel mit dem Auto unterwegs waren, bleiben wir heute in Folkestone und laufen den „Zig Zag Path“ vom Leas Cliff bis hin zum Hafen. Ein schöner Weg die Klippen entlang mit einer tollen Aussicht auf den Ärmelkanal und den Strand.

Am Hafen angekommen, genießen wir den Tagesfang: Hummerschwanz, Shrimps und Muscheln. Am Fischerhafen von Folkestone verkauft jeder das, was er mit seinem Fischerboot fangen kann und gefangen hat. Die Preise sind hier unglaublich günstig. Eine große Schale mit Shrimps kostet 3,50 Pfund, eine große Schale Muscheln 1,50 Pfund und ein Hummerschwanz ein Pfund. Wir sitzen auf ein Bank in der Sonne und genießen.

Bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen, schlürfen wir noch einen Pint vor dem danebenliegenden „The Royal George“ und laufen dann zum Leas Lift, der uns kommod wieder rumpelnd auf Klippen hochfährt. Das Ding ist 125 Jahre alt und wird durch Wasserkraft betrieben.

Den Rest des Tages stöbern wir noch ein wenig durch die Fußgängerzone von Folkestone und kaufen noch das eine oder andere ein. Abgerundet wird der Abend mit einem Besuch im „Samuel Peto“. Wenn man die Stufen zum Eingang betritt, denkt man, man betritt eine alte baptistische Kirche. Aber weit gefehlt, hier sind die Gebetsbücher in Form eines Pints. Nur die Gesänge der Gäste gleichen zu späterer Stunden manchmal einem Kirchenchor.

 

Samstag, 08.06.

 

Weil der Hafen so schön war und das Wetter uns wieder mit Sonnenschein verwöhnt, haben wir beschlossen, das Auto nochmal einen Tag stehen zu lassen und Folkestone weiter zu Fuß zu erkunden. Auf geht es zum Leas Lift, mit dem wir dieses mal abwärts fahren. Der Lift ist immer wieder ein Erlebnis. Unten angekommen, erkennt uns der Liftmann von Vortag wieder und wir halten einen kurzen Plausch.

Weiter geht es die wunderschöne Promenade am Strand des Ärmelkanals entlang. Der Wind weht, die Sonne schein, es kann nicht schöner sein. Warum auch immer, aber unser Unterbewusstsein treibt uns auf ziemlich direktem Wege zum Hafen und seinen tollen Fischbuden. Aber ohne etwas getan zu haben, gibt es keine Belohnung. Also wandern wir noch Richtung der Klippen und genießen am Ende des Weges die gewaltige Brandung des Kanals. Sehr beeindruckend.

Da wir uns nun aber endlich eine Belohnung verdient haben, geht es dieses mal auf direktem Wege zu der Fischbude vom Vortag. Wir gönnen uns wieder Muscheln, Shrimps und Hummerschwanz, dösen dabei verträumt über den Hafen und schauen dem Treiben der frechen Möwen zu. Man steht unentwegt unter Beobachtung. Nein, nicht durch CCTV sondern durch eben die Möwen. Sie lassen keinen Moment unversucht, sich ungefragt einen Happen der Leckereien zu stibitzen.

So vergeht die Zeit und wir schlendern durch das „creative quarter“ zurück in Richtung Hotel, da wir im Biergarten bei einem kühlen Pint die Flugschau der „Red Arrows“ bestaunen wollen.

Wir kommen gerade rechtzeitig an, um noch einen schönen Platz zu erwischen, in dem man nicht in der prallen Sonnen sitzt und dennoch die Flugschau über den Klippen und dem Kanal beobachten kann.

Und da geht es auch schon los. Mit einem gewaltigen Krach knallen die „Red Arrows“ direkt über uns hinweg in Richtung Meer und vollführen dort extrem gewagte Figuren. Wow, was für Teufelskerle. Mir fehlen die Worte. Einfach fantastisch.

Immer noch sehr beeindruckt von den Flugkünsten lassen wir den Tag bei dem einen oder anderen Pint in der Sonne ausklingen.

 

Sonntag, 09.06.

 

Das Wetter ist durchwachsen aber trocken. Somit beschließen wir, nach Canterbury zu fahren und uns die Stadt nochmal ohne Regen anzusehen. Wir waren ja im Oktober schon mal dort. Leider hatte es da recht oft geregnet, so dass wir uns weitestgehend auf die Besichtigung der Kathedrale  beschränkt hatten.

Dieses mal schlendern wir durch die alte Stadt, der High Street entlang über den Kanal und bewundern die teilweise jahrhunderte alten Häuser mit ihrer typischen knorrigen britischen Ausstrahlung. Wir fühlen uns wie in einer anderen Zeit. Mitten drin führt noch eine kleine Gruppe Männer zu handgemachter Musik traditionelle Tänze auf, so dass die Illusion fast perfekt ist.

Was darf an einem Sonntag in einer englischen Traditionsstadt nicht fehlen? Richtig, der Sunday Roast. Und genau den lassen wir uns in einem schönen alten plüschigen Pub servieren. Auch wenn die englische Küche nicht gerade den besten Ruf hat, aber der Roast ist klasse.

Danach spazieren wir noch ein wenig das Suppenkoma ab und fahren dann müde aber zufrieden nach Folkestone in unsere Herberge zurück. Noch ein Pint Cider auf der Couch und etwas Fernsehen, so ging dann auch dieser Tag wieder viel zu schnell vorbei.

 

Montag, 10.06.

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir dahin, was jeder Reisende sieht, wenn er mit der Fähre auf die Insel kommt. Zum Dover Castle, der Burg auf den Klippen von Dover.

Mit dem Auto geht es über äußerst enge Strassen, wir würden das Wege nennen, zum Castle die Klippen hinauf. Dort angekommen, werden wir mal wieder mehr als freundlich und zuvorkommen begrüßt und um stattliche 35 Pfund erleichtert. Wir treten ein in eine andere Welt.

Das Dover Castle zu beschreiben würde den Rahmen an dieser Stelle bei weitem sprengen. Es sei nur so viel gesagt, dass man hier mal locker einen ganzen Tag verbringen kann und dann vermutlich immer noch nicht alles gesehen hat.

Nachdem wir soweit durch den Main Tower, die vielen Nebengebäude, Kasematten und Wehrtürme durch waren, haben wir uns noch einer Führung durch die unterirdischen Bunkersysteme angeschlossen, von wo aus Winston Churchill die „Operation Dynamo“ zum Erfolg lenkte. Geschichte hautnah.

Am Ende der Führung kamen wir ziemlich am Fuße des Castles aus den Klippen ans Tageslicht und das Auto stand oben auf dem Parkplatz. Um den doch sehr beschwerlichen  Weg nach oben zu erleichtern, fährt hier alle 15 Minuten ein Land Rover Defender „Landy“ mit zwei Personenanhängern als eine Art Touristenbus in der Runde und bringt uns nach oben. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich auch mal einen „Landy“ haben möchte, wenn ich groß bin?

Abends sind wir in den schon erwähnten „religiösen“ Pub gegangen, um noch einen Happen zu essen. Dabei stellte ich fest, dass es Montags immer Guinness für 2,15 Pfund gibt. Großartig, mein Abend.

 

Dienstag, 11.06.

 

Uns gehen die Ideen immer noch nicht aus, was wir alles unternehmen können. Heute ist leider etwas diesiges Wetter. Wir fahren nach Tenterden und machen eine Rundfahrt mit einer alten Dampflock der „Kent & East Sussex Railway“ durch das schöne Sussex. Jede Menge Natur, ideal mal die Seele baumeln zu lassen.

Auf dem Rückweg geht es noch schnell über Maidstone. Doch das Wetter wird so ungemütlich, dass wir nur kurz schon mal ein paar Mitbringsel (Senf, Cider, HP Sauce usw.) einkaufen und dann den Abend auf der Couch beenden.

 

Mittwoch, 12.06.

 

Heute besuchen wir mal eine kleine Hafenstadt an der Themse mit einem leicht morbiden Namen, welche sich Gravesend nennt. Sie wird in den Prospekten als wundervolle alte Hafenstadt mit einer historischen Altstadt „Heritage Quarter“ und einer über 400 Jahre alten Markthalle angepriesen. Also nichts wie hin.

Wir finden auch sofort einen Parkplatz direkt neben der Kirche, in deren Kirchgarten ein Denkmal der wohl berühmtesten Indianierin steht. Nein, nicht Apanatschi sondern Pochahontas, die es nämlich wirklich gab.

Wir finden auch gleich den Eingang zur alten Hight Street und dem „Heritage Quarter“. Am Anfang der Strasse stehen noch einige, sicherlich alte bunte Lädchen. Aber je mehr man die Strasse hinauf geht, um so gewöhnlicher wird die Strasse. Eine klassische Einkaufsstraße, wie man sie in jeder Stadt findet. Sehr enttäuschend.

Auch die hochgepriesene Markthalle „Gravesend Market“ aus dem Jahre 1573 war ein Reinfall. Dem äußeren Anschein nach erwartet man im Inneren der Market & Town Hall einen buntes Potpourri von Marktständen aus aller Herren Länder. Aber weit gefehlt. Es hat im inneren den Anschein eines Ramsch- und Trödel Marktes.

Ob des doch sehr großen Unterschiedes zwischen unserer Erwartung und dem, was Gravesend in Wirklichkeit bietet, beschließen wir den Rückzug anzutreten und noch einen Abstecher in die wirklich schöne Stadt Canterbury zu machen.

Vorher stärken wir uns noch mit einem flüssigen Snickers. Ja, der Schokoriegel, nur aus der Pulle. Schmeckt genauso wie es klingt. Nicht gut, aber es passt zu Gravesend und man muss ja alles mal probiert haben.

In Canterbury angekommen, schlendern wir einfach noch mal die alte High Street hoch, genießen die Ausstrahlung der schönen alten Gemäuer und lassen die Seele baumeln.

Dieses Stadt hat so viel Flair, dass man jeden Tag dort sein möchte. Eine kleine Zeitreise für die Seele.

 

Donnerstag, 13.06.

 

Unseren vorletzter Tag in Folkestone wollen wir gemächlich angehen. Nachdem wir wie jeden Tag ausgiebig und lecker gefrühstückt haben, fahren wir nach Sandgate, denn wir brauchen noch Sand vom Strand für meine Mutter. Sie sammelt Sand aus aller Welt und freut sich über die Krümel.

Es ist sehr stürmisch und gelegentlich kommt die Sonne durch, um zu schauen, was wir machen und uns ein wenig mit Wärme zu verwöhnen. Weiter geht es dann nach Hastings. Dem Ort, wo wir bei unserer ersten Reise nach Kent im Oktober bei strömendem Regen zuerst gelandet sind. Heute regnet es zwar nicht, aber es ist hier noch stürmischer als in Sandgate. Man mag es kaum glauben, aber es fegt uns hier fast weg.

Wir kämpfen uns gegen den Wind die Promenade entlang und bestaunen den Seenotrettungskreuzer, der mangels Segler bei dem Sturm wohl heute eher nicht zum Einsatz kommen wird.

Und dann betreten wir die Hastings Old Town‘s High Street. Hier ist die Zeit wirklich stehen geblieben. Viele kleine runzelige Läden, viel Handwerk und ein uralter Piraten-Pub. Wir schlendern durch das verwinkelte Gässchen und genießen den Charme vergangener Zeiten. Hier ist nichts jünger als 100 Jahre. Ich kann an dieser Stelle die Eindrücke gar nicht wiedergeben, das muss man erlebt haben.

Zum Abschluss des Tages haben wir uns noch einmal Traditional Fish&Chips im Old Town Fryer gegönnt. Der Fryer ist uns noch vom letzten Urlaub in bester Erinnerung.

Danach fahren wir zurück nach Folkestone und lassen den letzten Abend im Samuel Peto bei ein paar Pints Ale ausklingen.

 

Freitag, 14.06.

 

Der letzte Morgen, das letze Frühstück. Ein wenig traurig packen wir unsere Sachen ins Auto und stellen fest, dass ein Auto nie groß genug sein kann. Im Kofferraum ist kein einziges Kleidungsstück, sondern nur Getränke, Cider, Guinness und Nahrungsmittel. Die Taschen mit den Klamotten müssen auf der Rückbank ihren Platz finden.

Und als ob der Kofferraum noch nicht voll genug wäre, fahren wir ein letztes Mal in den Supermarkt und haken die letzten Einträge auf unserer Einkaufsliste ab.

Auf geht es zur Fähre und damit dann nach Dunkerque.

Auch in Frankreich kaufen wir noch einige Leckereien, wie Essig und Meersalz ein und machen uns dann auf den langen Weg in Richtung Heimat. Kurz vor Mitternacht treffen wir in unserem Zwischenziel Motel One in Ratingen ein. Wir fallen nur noch ins Bett.

 

Samstag, 15.06.

 

Wir haben ausgeschlafen und sind fit für die letzte kleine Etappe nach Hause, was wir am frühen Nachmittag erreichen.

Es ist unglaublich, aber wir haben über 45 Minuten benötigt, um alles aus dem Auto in die Wohnung zu schleppen. Dafür haben wir für die nächsten Monate viele Köstlichkeiten von der Insel des englischen Königreiches.

 

Es waren wunderschöne und spannende Tage, ein toller Urlaub.